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Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum Grafische Sammlung [M98/287h]
Rheinfels - Haus - Katz - Was sich die Rheinburgen erzählen (Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum / Hanna Dose (CC BY-NC-SA)
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Rheinfels - Katz - Maus: Was sich die Rheinburgen erzählen

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Beschreibung

In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg Rheinfels von den dortigen Grundbesitzern, den Grafen Katzenelnbogen auf einem Fels oberhalb von St. Goarshausen am westlichen Rheinufer gebaut. Sie diente der Zollerhebung der Rheinschiffahrt. Die Burg wurde bis zum 15. Jahrhundert systematisch zu einer Festung ausgebaut, und sie wies bald den höchsten Bergfried aller deutschen Burgen auf. So wurde sie zur größten militärischen Anlage am Mittelrheintal, und sie galt lange Zeit als uneinnehmbar. Zum Anfang des 16. Jahrhunderts fiel Rheinfels an die Landgrafschaft Hessen. Nachdem sie zuerst zu einem militärisch nicht mehr verwendbaren Renaissance-Schloss umgebaut werden sollte, wurde sie in den politisch äußerst unruhigen Zeiten des 17. Jahrhunderts doch wieder zu einer modernen Festung erweitert, zu einer der widerstandsfähigsten im damaligen Reich. Daher konnte die Rheinfels auch als einzige linksrheinische Burg nicht von den französischen Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg eingenommen werden. Allerdings wurde sie 100 Jahre später der französischen Revolutionsarmee übergeben, und wenige Jahre darauf sprengten die Franzosen die Festung, um ihr die militärische Bedeutung zu nehmen. Nach 1815 wurde die Ruine als Steinbruch für den Neubau der nahen Festung Ehrenbreitstein verwendet, bis sie von Prinz Wilhelm von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm I. erworben wurde, der die noch vorhandene Bausubstanz sichern und teilwiese wiederherstellen ließ.

Genau gegenüber auf der östlichen Rheinseite bauten die Grafen Katzenelnbogen noch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine weitere Burg, die „Neukatzenelnbogen“, um damit einen Zollriegel im Mittelrheintal zu errichten. Allerdings hatte Kurtrier an der nördlichen Grenze der Grafschaft die Burg St. Petersberg errichtet, und dieser Bedrohung wurde mit der im Volksmund bald nur noch „Katz“ genannten Burg begegnet. Anschließend nannte der Volksmund die kurtrierer Burg „Maus“. Beide Bezeichnungen haben sich bis heute erhalten. Wie die Rheinfels ging auch die Katz im 15. Jahrhundert an die Grafschaft Hessen, wobei sie in der Folge zum Objekt eines militärisch ausgetragenen Erbschaftsstreits wurde. Die Katz wurde dabei beschädigt, aber auch jeweils wieder modernisiert. Die Franzosen besetzten sie sowohl im Pfälzischen Erbfolgekrieg als auch im Siebenjährigen Krieg, aber erst Napoleon ließ sie 1806 sprengen. Erst im späten 19. Jahrhundert wurde sie neu aufgebaut, allerdings ohne Rücksicht auf die mittelalterliche Bausubstanz.
Die Burg Maus wurde nie zerstört, verfiel aber im 18. Jahrhundert. Erst im frühen 20. Jahrhundert wurde der Bau mit moderner Technik so gesichert, dass das äußere Erscheinungsbild beibehalten werden konnte.

Das Blatt gehört zu einer 13-teiligen Bilderserie mit Themen der Mittelrhein-Burgen und der zugehörigen Sagen von Eduard Glaser, Essen.
Vermutlich wurden die drei Burgen zu spät gebaut, als dass sich dort noch überregional bekannte mittelalterliche Sagen hätten entwickeln konnten. Daher hat Glaser dieses Bild als Landschafts- und Architektur-Studie angelegt. Wie fast stets platziert Glaser auf seinem Gemälden mehrere Ansichten. Hier brauchte er zwei, weil es keine für die Darstellung brauchbare Perspektive gibt, mit der alle drei Burgen gezeigt werden könnten. Im Zentrum lässt er den Betrachter durch zwei Arkaden-Bögen schauen, die zur Ruine der Rheinfels gehören. Durch einen flachen Rundbogen sieht man Teile der Festung. Für den Blick auf die nördlich davon auf der anderen Rheinseite auf der Kante des Rheintals zu sehenden Silhouette der Burg Maus brauchte er einen höheren Spitzbogen. Natürlich ist diese Komposition nicht realistisch, sondern romantisch historisierend. Daher kann er die Westseite der Burg Maus zeigen, wie sie vom Rheinfels gar nicht gesehen werden kann. Die drei tragenden Rechtecksäulen der Bögen werden schon von Buschwerk umrankt, und vor die mittlere Säule hat Glaser noch die Skulptur eines mittelalterlichen Ritters platziert.
Rechts unten auf dem Blatt zeigt Glaser die Burg Katz aus nordwestlicher, allerdings fast horizontaler Vogelperspektive. Er stellt das rechts und unten abgebrochene Bild in einen Steinrahmen mit gotischen Maßwerk-Elementen.
Beide Ansichten wirken farblich so, als hätte Glaser die drei Burgen in einer hellen Vollmondnacht abbilden wollen.
Glaser hat mit Bleistift von links nach rechts "Rheinfels Maus Katz" unter die Darstellungen der drei Burgen geschrieben, und er hat das Bild unten rechts signiert. Im Kapitell der rechten Säule hat er seine Initialen platziert.

Material/Technik

0,2 mm grauer Karton, Gouache, Mischtechnik

Maße

H x B: 28,9 cm x 38,7 cm

Teil von

Literatur

  • Simrock, Karl (1869): Rheinsagen aus dem Munde des Volks und deutscher Dichter. Für Schule, Haus und Wanderschaft. Buch
  • Uther, Hans-Jörg (1994): Sagen aus dem Rheinland. München
Karte
Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum

Objekt aus: Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum

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