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Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum Grafische Sammlung [M98/287a]
Sooneck (Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum / Hanna Dose (CC BY-NC-SA)
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Sooneck - Was sich die Rheinburgen erzählen

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Beschreibung

Im Mittelrheintal steht auf dem Westufer-Steilhang zwischen Niederheimbach und Trechtingshausen die Burg Sooneck. Sie sieht prächtig erhalten aus, aber es handelt sich um einen historisierenden Neuaufbau unter Einbeziehung noch vorhandener Ruinenstrukturen, der von vier Hohenzollernprinzen im 19. Jahrhundert finanziert wurde. Sie nutzten die Sooneck anschließend als Jagdschloss.
Sie entstand wohl bereits im 11. Jahrhundert als Schutzburg, um die dortigen Besitzungen des Aachener Kornelimünster-Stifts zu sichern. Nach seiner Wahl zum Deutschen König soll Richard von Cornwall, der Neffe von Richard Löwenherz hier seinen Reichsverweser untergebracht haben. In der Folgezeit wurden aus den dortigen Voigten aus der Ritterfamilie von Hohenfels üble Raubritter, die die Gegend unsicher machten und die Abgaben und Zölle nicht mehr an das Stift weiterleiteten. Der Rheinische Städtebund wurde beauftragt, den Reichsfrieden zu sichern, aber die Belagerung der Sooneck verlief erfolglos. Anschließend griff König Rudolf I. von Habsburg selbst ein, ließ die Burg wehrunfähig schleifen, verhängte ein Wiederaufbauverbot und ließ der Sage nach alle Raubritter exekutieren.
Anschließend kam die Burg über einen längeren Zeitraum an Kurmainz, und durch ein Edikt von Karl IV. durfte sie auch wieder befestigt werden. Es folgten viele Lehens- und Besitzerwechsel, so dass die Sooneck bereits im 17. Jahrhundert verfiel. 1689 wurde sie wie fast alle linksrheinischen Burgen im Pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen verwüstet.

Das Blatt gehört zu einer 13-teiligen Bilderserie mit Themen der Mittelrhein-Burgen und der zugehörigen Sagen von Eduard Glaser, Essen.
Glaser hat in für ihn typischer Weise sein Bild aufgeteilt in drei Episoden. Da sie nicht unmittelbar mit den zwei bekannten Sooneck-Sagen in Verbindung stehen, kann man über seine Bezüge zur Sooneck-Geschichte leider nur mutmaßen. Er stellt auf der linken Bildhälfte in einem Holzrahmen eine kleine Mönchs-Klause in einem Wald dar. Durch einen Türbogen kann der Betrachter in das Innere der Klause schauen. Man sieht einen Mönch in brauner Kutte, der einem Wander-Barden irgendetwas erklärt. Links neben dem Bogen hat Glaser noch einen Andachtsort mit überdachtem Kruzifix platziert. Vielleicht hat Glaser wegen der Namensgleichheit von Richard Löwenherz und dessen Neffen Richard von Cornwall an die Blondel-Sage gedacht? Der Mönch könnte sein Hinweis auf den seinerzeitigen Besitz der Burg durch das Stift Kornelimünster sein? Im Umfeld der Sooneck ist allerdings nichts von einer Mönchs-Klause bekannt.
Rechts unten zeigt uns Glaser in einem Steinrahmen den Anblick der spätmittelalterlichen Burg von Süden und den Weg zu ihr, der in der Realität jedoch von Norden zur Burg führt. Glaser selbst konnte die Burg in der gezeigten Form natürlich so nicht sehen. Er hat vermutlich Druckgrafiken aus dem 19. Jahrhundert zur Vorlage benutzt, die die Burg romantisiert haben.
Glasers Teilbild rechts oben kann ebenso nur sehr entfernt mit einer Sooneck-Sage in Verbindung gebracht werden: in einem Mauerdurchbruch mit einer Rechteck- und einer Rundsäule an den Seiten und einer bis zu einem Treppenzugang reichenden Balustrade zeigt er eine Szene bei einem Trinkgelage. Zwei ungerüstete Ritter in offensichtlich weinseliger Laune umarmen sich, und die Stimmung im Raum sieht nach gemeinsamen Gesang aus. Vielleicht bezieht sich Glaser auf die Sage vom Meisterschuss? Demnach soll der Burgvoigt Siebold von Sooneck seinem Nachbarn Hans von Fürstenburg dessen Schießkünste mit der Armbrust geneidet haben. Er ließ ihn daher durch seine Schergen blenden und forderte ihn anschließend zu einem Kunstschuss auf. Er sollte ein in die Luft geworfenes Weinglas treffen. Doch der Blinde ahnte den Standort seines Peinigers und schoss auf Siebold statt auf das Glas. Siebold verlor dabei sein Leben, und es fällt schwer, diese Geschichte in Glasers Bild wieder zu finden. Man kann allenfalls vermuten, dass seine Darstellung etwas mit der Sage zu tun haben könnte, denn einer der beiden Ritter hält eine Armbrust, die aber größtenteils hinter dem Brüstungspfeiler verborgen ist.
Glaser hat mit Bleistift "Sooneck" unter das Bild geschrieben, und rechts unten hat er es mit der Ortsangabe "Essen" signiert. Neben dem Wappen im Zentrum am unteren Rand hat er seine Initialen platziert.

Material/Technik

0,2 mm grauer Karton, Gouache, Mischtechnik

Maße

B x H: 28,9 cm x 38,7 cm

Teil von

Literatur

  • Simrock, Karl (1869): Rheinsagen aus dem Munde des Volks und deutscher Dichter. Für Schule, Haus und Wanderschaft. Buch
  • Uther, Hans-Jörg (1994): Sagen aus dem Rheinland. München
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Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum

Objekt aus: Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum

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