museum-digitalostwestfalen-lippe
STRG + Y
de
Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum Grafische Sammlung [M99/105j]
Illustration zu der Sage von Svanhilde (Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum / Hanna Dose (CC BY-NC-SA)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->

Der Stoppenberg

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Tacitus berichtet in seinen Annalen von einem Feldzug der römischen Truppen unter Germanicus im Jahr 14 n. Chr. gegen den germanischen Stamm der Marser, der angeblich während einer Feier (vermutlich der Herbst-Tag-Nacht-Gleiche) am Heiligtum der Tamfana (der ältesten namentlich bekannten germanischen Gottheit) in einem blutigen Gemetzel ausgelöscht wurde. In der heutigen althistorischen Forschung wird der Ort dieser Rache (für die Niederlage der Varus-Legionen) im Raum bei Bad Driburg angenommen.
Im späten 19. Jahrhundert wurde hingegen das Heiligtum der Tamfana auf dem Stoppenberg, einem seinerzeit ca. 80 m hohen Hügel im heutigen Stadtgebiet von Essen angenommen. Bislang gibt es keine archäologischen Hinweise für die Richtigkeit dieser These. Es handelte sich um eine typische unbelegte romantische Wunschvorstellung, nach der die Orte alter germanischer Heiligtümer im Mittelalter durch christliche Bauten weiter genutzt wurden.
Auf dem Stoppenberg wurde 1073 in der Tat eine dem Hl. Nikolaus geweihte Kapelle errichtet. Der seitdem stark modifizierte Bau wird heute noch von einer Karmeliterinnen-Abtei als Pfarrkirche „Maria in der Not“ in dem nun Kapitelberg genannten Bezirk genutzt.
Allerdings hatte der Bau der Nikolaus-Kapelle keinen Hintergrund, den Ort einer früheren germanischen Opferstätte christlich zu modifizieren. Vielmehr war für viele damalige Bürger der noch kleinen Siedlung Essen der Weg zur Messe im Dom zu weit, so dass ihnen eine Möglichkeit zur Gottesdienst-Teilnahme in der Nähe ihrer Siedlung gegeben werden sollte. Diese Absicht verfolgte Suanhild (modernisiert: „Schwanhild“, „Svanhilde“, etc.), Äbtissin des Essener-Damenstifts mit ihrer Stiftung. Sie war ab 1058 die Nachfolgerin von Teophanu, der Enkelin von Kaiser Otto II., deren Namen in Erinnerung an ihre Großmutter Kaiserin Theophanu ausgewählt worden war.

Das Blatt gehört zu einer 11-teiligen Bilderserie mit Themen lokaler Sagen von Eduard Glaser, Essen.
Glaser hat in der für ihn typischen Art Episoden verschiedener historischer Epochen in einem Bild gemeinsam untergebracht. Im Zentrum steht Suanhild, die Glaser mit einer Namenstafel mit der Aufschrift „Svanhilde“ zu ihren Füßen kenntlich macht. Er hat sie in der damaligen spätromantischen Weise mit einer eher ahistorischen Ordenstracht ausgestattet. Mit der rechten Hand trägt sie den nur für hohe Kleriker zulässigen Krummstab, und mit ihrer linken Hand hält sie ein Modell der von ihr aus ihrem Privat-Vermögen gestifteten Kapelle: eine für Stifter-Abbildungen typische mittelalterliche Darstellung. Glaser wurde für sein Bild von der Suanhild vermutlich von dem 1913 in Essen errichteten Schwanhild-Brunnen beeinflusst.
Auf der rechten Bildhälfte hat er die Nikolaus-Kapelle so dargestellt, wie er sie selbst in Augenschein nehmen konnte. Sie war nämlich über die Jahrhunderte immer wieder erweitert worden, und wegen der dortigen Bergschäden musste sie durch viele zusätzliche Abstützungen gegen den Einsturz gesichert werden.
Auf die linke Bildhälfte setzte Glaser seine romantische Vorstellung des Tamfana-Heiligtums als mehrstufige Stele zwischen zwei alten Eichen. Im 19. Jahrhundert wurden die Marser als wichtige Kämpfer in den Truppen von Arminius bei der Varus-Schlacht von historisch interessierten Kreisen gefeiert. Daher zeigt Glaser vor der Stele eine erbeutete römische Rüstung und ein römisches Feldzeichen, die Tamfana geopfert wurden.
Glaser hat das Bild auf der Rückseite des Kartons auf einer kleinen aufgeklebten Papierfläche mit Bleistift signiert. Unten rechts auf dem Bild hat er seine Initialen platziert. Oben rechts auf dem Karton hat er mit dickem Bleistift unterstrichen "9" geschrieben. Ursprünglich besaß das Bild Glasers handschriftliche Beschreibung auf einem kleinen Papierstreifen, von dem aber nur noch ein kleiner Rest rechts vorhanden ist.

Material/Technik

0,2 mm grauer Karton, auf 0,3 mm braunem Wellpappe-Passepartout aufgeklebt, Gouache, Mischtechnik

Maße

H x B: Blatt 18,8 cm x 31,6 cm, Wellpappe 27,2 cm x 36,6 cm

Literatur

  • Rother, Thomas (1988): Zauberworte - Sagen, Märchen, Legenden aus dem Ruhrgebiet neu erzählt. Essen
  • Schulze, Wolfgang (1998): Das Grosse Essener Sagenbuch. Essen
  • Sondermann, Dirk (2005): Ruhrsagen. Bottrop
Karte
Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum

Objekt aus: Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum

Das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen wurde 1973 in einer der schönsten Villen am Kurpark eröffnet. Es geht zurück auf die...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.