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Mindener Museum Objekt im Fokus [6 B 43]
"Strickflott"- Objekt im Fokus in den Monaten September & Oktober 2014 (Mindener Museum CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Mindener Museum (CC BY-NC-SA)
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Kinderhandarbeitsspiel "Strickflott" der Fa. J. W. Spear und Söhne, um 1930

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Beschreibung

Das Objekt im Fokus in den Monaten September und Oktober ist das Kinderhandarbeitsspiel „Strickflott“ der Firma J. W. Spear und Söhne. Das Spiel, das etwa um 1930 entstanden sein muss, wurde dem Mindener Museum 1989 von einer Mindenerin geschenkt. Angepriesen wird das „Strickflott“ auf der Originalverpackung als „das neueste und vollkommenste Strickgerät“. Tatsächlich ist das „Strickflott“ eine Weiterentwicklung der bekannten „Strickliesel“. Diese wird 1926 ebenfalls von der Firma J.W. Spear auf den Markt gebracht. Entwickelt hat sich die „Strickliesel“ aus älteren Vorbildern wie einer Strickgabel, mit der schon die Wikinger Bänder anfertigten. Das Strickflott gleicht vom Prinzip aber auch einer sehr kurzen Handstrickmaschine, wie sie von Erwachsenen genutzt wurde. Das „Strickflott“ sollte junge Mädchen spielerisch an die nutzbringende Tätigkeit des Strickens heranführen. Das bunt gedruckte Begleitheft bot Inspiration zur Herstellung von Schals und Puppenkleidung.
Hinter dem scheinbar heiteren Geschäft des Kinderspielzeug-verkaufs verbirgt sich jedoch auch die tragische Geschichte der jüdischen Unternehmerfamilie Spear. Gründer der Firma war der 1832 geborene Jacob Wolf Spear. Er anglisierte seinen Namen Spier während eines zehnjährigen Aufenthalts in Amerika. Der findige Geschäftsmann wurde nach seiner
Rückkehr nach Deutschland Mitinhaber einer Fabrik für Holzspielzeug in Sonneberg. 1878 ging er mit seiner Familie nach England. Nur ein Jahr später gründete er ein Import- und Exportgeschäft für Kurzwaren mit Hauptsitz in Fürth in Bayern. Seine Söhne leiteten die Zweigstelle in England. In Fürth baute er eine Fabrik für die „Verarbeitung von gedruckten, bestrichenen und sonstigen Papieren und Pappen zu Spielen, Strickmustervorlagen, Bilderalben, kleinen Bilderbüchern und einigen Gebrauchsunterlagen wie Tellerunterlagen“ auf. Zwei Fabrikbrände und zum Teil antisemitisch motivierte Anfeindungen erschwerten Jacob Wolf Spear das Leben. 1893 beging er Selbstmord.
Seine jüngeren Söhne führten das Unternehmen weiter und verlegten 1898 den Firmensitz nach Nürnberg-Doos. Dort expandierte die Firma J.W. Spear & Söhne. 1926 vertrieb sie über 1000 Artikel. 1933 verdunkelte jedoch die Machtübernahme der Nationalsozialisten die Zukunft der Firma. Teile der Familie wanderten frühzeitig nach England aus, wo seit 1914 wieder eine Zweigniederlassung der Firma bestand. 1938 wurde das Firmengelände durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt und dem Fotounternehmer Hanns Porst übergeben. Der Nürnberger Betriebsleiter Hermann Spear und 10 weitere Familienmitglieder wurden in Konzentrationslager verschleppt und getötet.
1948 erhielt die Familie im Zuge des gesetzlichen Entschädigungsverfahrens ihren weitgehend zerstörten Besitz in Nürnberg zurück. Die Witwe des ermordeten Hermann Spear betrieb aktiv den Wiederaufbau der Firma. Hauptsitz blieb jedoch England. In den 1950er Jahren wurde die Firma J.W. Spear und Söhne durch den weltweiten Verkauf des Scrabble Spieles bekannt und florierte bis zur Übernahme durch die Spielzeugfirma Mattel in den 1990er Jahren.

Material/Technik

Pappe, Papier, Holz, Metall

Mindener Museum

Objekt aus: Mindener Museum

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