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Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum Sagen aus Essen

Sagen aus Essen

Die Bilderserie umfasst 11 Blätter, gezeichnet von Eduard Glaser, Essen. Über Glasers Biografie gibt es keine weiteren Informationen.

[ 9 Objekte ]

Die Teufelssage

Vor der Kaiser-Enkelin Mathilde war Ida für wenige Jahre Äbtissin des Essener Damenstifts. Vermutlich stammte sie wie alle Essener Äbtissinen des 10. Jahrhunderts aus der mächtigen Familie der Liudolfinger und verfügte daher über die Mittel, das Stift repräsentativ mit Bauten und Reliquien auszustatten. Bei einer Pilger-Reise nach Rom soll sie auf der Suche nach Architektur-Komponenten aus christlich-antiker Zeit gewesen sein. Sie fand eine Marmor-Säule, die sie unbedingt für das Stift bekommen wollte. Daher bat sie den Papst um die Säule, und ihrer Bitte wurde entsprochen. Doch nun stand sie vor dem Problem, wie sie die schwere Säule über die Alpen transportieren lassen könnte. Diese Situation wollte der Teufel nutzen und näherte sich ihr als Kleriker verkleidet. Er meinte, dass der Transport überhaupt kein Problem sei. Jedoch wollte er als Preis ihre Seele. Ida sei so begeistert von der Vorstellung gewesen, die Säule problemlos nach Essen zu schicken, dass sie zustimmte unter der Voraussetzung, dass die Säule vor dem mittäglichen Ave-Läuten am Tag vor Dreikönig in Essen abzuliefern sei. Schon wenige Augenblicke später wurde Ida klar, auf was sie sich eingelassen hatte. Sie bat flehentlich um himmlische Hilfe und legte mehrere Gelübde ab. Unterdessen flog Luzifer mit der Säule nach Essen, wo er am vereinbarten Tag wenige Minuten vor 12:00 am späteren Kettwiger Tor eintraf. Jedoch läuteten an dem Tag die Glocken der Stiftskirche zu dem Zeitpunkt schon, von unsichtbarer göttlicher Hand verursacht. Damit hatte der Teufel sein Versprechen nicht eingehalten. Er ließ die Säule bei „Kalthoff’s Teich“ einfach fallen, so dass sie beschädigt wurde. Die Seele der Äbtissin war gerettet, und aus Dankbarkeit stiftete sie eine jährliche Armenspeisung zum 06. Januar. Im Essener Münster war tatsächlich jahrhundertelang eine antike Marmorsäule hinter dem Altar als Kreuzträger aufgestellt, bis sie bei der Barockisierung des Baus entnommen und in etliche Bruchstücke zerfallen in einem Lapidarium eingelagert wurde. Im 19. Jahrhundert wurde die Säule restauriert und im Westchor wieder aufgestellt. Das Blatt gehört zu einer 11-teiligen Bilderserie mit Themen lokaler Sagen von Eduard Glaser, Essen. Glaser suggeriert dem Betrachter eine Ansicht, als ob er vor einem zum Stift gehörenden Gebäude stünde. Auf der linken Bildhälfte zieht ein Engel in einem Portalbogen am Glöcknerseil und löst damit das vorzeitige Ave-Läuten aus. Im Zentrum der Darstellung wird durch einen Mauerdurchbruch der Moment gezeigt, in dem der Teufel die Säule in den Teich fallen lässt. Er hält sich wegen des Glocken-Läutens die Ohren zu und speit Feuer. Im Hintergrund ist die Silhouette der Südansicht des Essener Doms dargestellt, wie sie in der frühen Neuzeit gesehen werden konnte. Allerdings gibt es hier noch keine städtische Bebauung, was wiederum der Situation im 10. Jahrhundert entspricht. Die Gebäude und die Umgebung sind tief verschneit, was für den 05. Januar damals zutreffend war. Rechts wird der Mauerdurchbruch von einer Stütze getragen, der mit Skulpturen von Klerikern geschmückt ist. Der aufgeklebte Papierstreifen auf der Rückseite, auf dem Glaser üblicherweise seine Bilder signiert hat, ist nicht erhalten. Auf der Vorderseite sind Glasers mit Tusche geschriebenen Kommentare zur Sage auf einem aufgeklebten Papierstreifen, auf dem er auch mit Bleistift signiert hat, jedoch erhalten. Zudem hat Glaser seine Initialen in die rechte untere Ecke des Bildes platziert. Oben rechts auf der Wellpappe hat er mit dickem Bleistift unterstrichen "2" geschrieben.

Die Sage des Pfalzgrafen Ezzo von Lothringen und der Kaisertochter Mathilde

Mathilde, die Tochter von Kaiser Otto II. und Kaiserin Theophanu wurde bereits als Kleinkind in das Damenstift Essen gegeben, um von der Äbtissin, ihrer gleichnamigen Cousine Mathilde zur Nachfolgerin erzogen zu werden. Die Sage nennt hingegen Liebeskummer als Grund für den Eintritt in das Stift. Sie soll in den Pfalzgrafen Ezzo von Lothringen verliebt gewesen sein, doch ihr Bruder Kaiser Otto III. soll der angeblich nicht standesgemäßen Verbindung seine Zustimmung verweigert haben. Die Geschichte nahm eine Wendung, als der im Schach-Spiel angeblich noch ungeschlagene Otto III. Ezzo das Versprechen gibt, ihm einen Wunsch zu erfüllen, sollte es ihm gelingen, drei siegreiche Schach-Partien in Folge gegen ihn zu spielen. Zweimal besiegte er bereits den Kaiser, als er in der dritten Partie an den Rand der Niederlage geriet. Durch ein flehendes Gebet an die Dreieinigkeit wurde ihm himmlische Unterstützung zuteil, und er wünschte sich anschließend Mathilde zur Frau. Der Kaiser hielt sein Wort. Mathildes Mutter Teophanu soll den beiden zuvor bereits ihren Segen gegeben haben. Ezzo ritt sofort von Aachen, wo Otto III. zu dem Zeitpunkt residierte, nach Essen und erreichte das Stift bereits am nächsten Morgen. Als er von Äbtissin Mathilde die Herausgabe seiner Braut forderte, war sie ungehalten und wollte dem Befehl des Kaisers erst Folge leisten, wenn ihr Äbtissinnen-Stab wieder ergrünen, blühen und Früchte tragen würde. Doch sie musste sich dem kaiserlichen Dekret beugen. Bei der Hochzeitsfeier in Brauweiler war sie zugegen. Ezzo steckte ihren Stab in den Garten, und in der Folge wurde daraus ein prächtiger Maulbeerbusch. Das Blatt gehört zu einer 11-teiligen Bilderserie mit Themen lokaler Sagen von Eduard Glaser, Essen. Glaser illustriert Sagen wie stets so, dass verschiedene Episoden der Erzählung gleichzeitig dargestellt werden. Im Zentrum des Bildes wird Ezzo gezeigt, der seine Braut Mathilde in Empfang nimmt. Die Äbtissin Mathilde übergibt ihre Cousine nur widerwillig. Im Vordergrund warten ein Herold und der Knappe mit zwei Pferden. Unter einem benachbarten Bogen der Arkaden des Stifts beobachten drei Nonnen die Verabschiedung. Unter zwei weiteren Bögen werden zur Sage gehörende Szenen dargestellt, die sich allerdings zuvor ereignet haben: links schaut Mathilde als Novizin sehnsuchtsvoll aus dem Fenster, in Richtung Westen, nach Aachen zur Kaiserpfalz, wo sich Ezzo aufhielt. Rechts sieht man Ezzo und Otto III. beim Schachspiel, bei dem Ezzo das Eheversprechen des Kaisers für dessen Schwester gewann. Vorn links hat Glaser den in der Sage erst nach der Hochzeit ergrünenden Äbtissinnen-Stab platziert, der das Ehegelöbnis bestätigte. Die zeittypisch stark romantisierte Darstellung wurde von Glaser auf der Wellpappe links unten mit Bleistift signiert. Darüber hat Glaser seine Initialen in die linke untere Ecke des Bildes platziert. Die Wellpappe wurde beschnitten, so dass oben rechts Glasers Ziffer nicht mehr eindeutig identifiziert werden kann. Möglicherweise war es das erste Blatt dieser Serie. Auf der Rückseite befinden sich nur noch Reste eines zuvor dort aufgeklebten Notiz-Zettels, auf dem Glaser üblicherweise auch nochmals signiert hatte.

Der Stoppenberg

Tacitus berichtet in seinen Annalen von einem Feldzug der römischen Truppen unter Germanicus im Jahr 14 n. Chr. gegen den germanischen Stamm der Marser, der angeblich während einer Feier (vermutlich der Herbst-Tag-Nacht-Gleiche) am Heiligtum der Tamfana (der ältesten namentlich bekannten germanischen Gottheit) in einem blutigen Gemetzel ausgelöscht wurde. In der heutigen althistorischen Forschung wird der Ort dieser Rache (für die Niederlage der Varus-Legionen) im Raum bei Bad Driburg angenommen. Im späten 19. Jahrhundert wurde hingegen das Heiligtum der Tamfana auf dem Stoppenberg, einem seinerzeit ca. 80 m hohen Hügel im heutigen Stadtgebiet von Essen angenommen. Bislang gibt es keine archäologischen Hinweise für die Richtigkeit dieser These. Es handelte sich um eine typische unbelegte romantische Wunschvorstellung, nach der die Orte alter germanischer Heiligtümer im Mittelalter durch christliche Bauten weiter genutzt wurden. Auf dem Stoppenberg wurde 1073 in der Tat eine dem Hl. Nikolaus geweihte Kapelle errichtet. Der seitdem stark modifizierte Bau wird heute noch von einer Karmeliterinnen-Abtei als Pfarrkirche „Maria in der Not“ in dem nun Kapitelberg genannten Bezirk genutzt. Allerdings hatte der Bau der Nikolaus-Kapelle keinen Hintergrund, den Ort einer früheren germanischen Opferstätte christlich zu modifizieren. Vielmehr war für viele damalige Bürger der noch kleinen Siedlung Essen der Weg zur Messe im Dom zu weit, so dass ihnen eine Möglichkeit zur Gottesdienst-Teilnahme in der Nähe ihrer Siedlung gegeben werden sollte. Diese Absicht verfolgte Suanhild (modernisiert: „Schwanhild“, „Svanhilde“, etc.), Äbtissin des Essener-Damenstifts mit ihrer Stiftung. Sie war ab 1058 die Nachfolgerin von Teophanu, der Enkelin von Kaiser Otto II., deren Namen in Erinnerung an ihre Großmutter Kaiserin Theophanu ausgewählt worden war. Das Blatt gehört zu einer 11-teiligen Bilderserie mit Themen lokaler Sagen von Eduard Glaser, Essen. Glaser hat in der für ihn typischen Art Episoden verschiedener historischer Epochen in einem Bild gemeinsam untergebracht. Im Zentrum steht Suanhild, die Glaser mit einer Namenstafel mit der Aufschrift „Svanhilde“ zu ihren Füßen kenntlich macht. Er hat sie in der damaligen spätromantischen Weise mit einer eher ahistorischen Ordenstracht ausgestattet. Mit der rechten Hand trägt sie den nur für hohe Kleriker zulässigen Krummstab, und mit ihrer linken Hand hält sie ein Modell der von ihr aus ihrem Privat-Vermögen gestifteten Kapelle: eine für Stifter-Abbildungen typische mittelalterliche Darstellung. Glaser wurde für sein Bild von der Suanhild vermutlich von dem 1913 in Essen errichteten Schwanhild-Brunnen beeinflusst. Auf der rechten Bildhälfte hat er die Nikolaus-Kapelle so dargestellt, wie er sie selbst in Augenschein nehmen konnte. Sie war nämlich über die Jahrhunderte immer wieder erweitert worden, und wegen der dortigen Bergschäden musste sie durch viele zusätzliche Abstützungen gegen den Einsturz gesichert werden. Auf die linke Bildhälfte setzte Glaser seine romantische Vorstellung des Tamfana-Heiligtums als mehrstufige Stele zwischen zwei alten Eichen. Im 19. Jahrhundert wurden die Marser als wichtige Kämpfer in den Truppen von Arminius bei der Varus-Schlacht von historisch interessierten Kreisen gefeiert. Daher zeigt Glaser vor der Stele eine erbeutete römische Rüstung und ein römisches Feldzeichen, die Tamfana geopfert wurden. Glaser hat das Bild auf der Rückseite des Kartons auf einer kleinen aufgeklebten Papierfläche mit Bleistift signiert. Unten rechts auf dem Bild hat er seine Initialen platziert. Oben rechts auf dem Karton hat er mit dickem Bleistift unterstrichen "9" geschrieben. Ursprünglich besaß das Bild Glasers handschriftliche Beschreibung auf einem kleinen Papierstreifen, von dem aber nur noch ein kleiner Rest rechts vorhanden ist.

Die Hexentaufe bei Rellinghausen

Im heutigen Essener Ortsteil Rellinghausen wurden zwischen 1579 und 1614 insgesamt 58 Prozesse gegen vermeintliche Hexen und Hexer geführt, bei denen es zu mindestens 42 Verurteilungen mit anschließender Hinrichtung kam. Oft wurde nach dem Urteilsspruch noch die „Wasserprobe“ durchgeführt: ertranken die Delinquenten, waren sie unschuldig. Konnten sie schwimmen, waren sie schuldigt und durften nach seinerzeitigem Kirchenrecht gefoltert und anschließend hingerichtet werden. In Rellinghausen wurde die „Wasserprobe“ an der Ruhr durchgeführt, und an der vermuteten Stelle gibt es heute noch die „Hexentaufe“, eine kleine Gasse parallel zur Ruhr. Zudem sollen dort zur Walpurgisnacht alle mit dem Teufel im Bunde stehenden Wesen den Hexensabbat gefeiert haben. Das Blatt gehört zu einer 11-teiligen Bilderserie mit Themen lokaler Sagen von Eduard Glaser, Essen. Glaser hat in der für ihn typischen Art die Darstellung der „Hexentaufe“ und die der Walpurgisnacht auf einem Blatt gemeinsam gemalt. Auf der linken Bildhälfte ist ein Scherge dabei, die der Hexerei bezichtigte junge Frau in die Ruhr zu werfen. Ein Kleriker in brauner Mönchs-Kutte wehrt mit erhobenem Kreuz die „Mächte der Finsternis“ ab. Im Hintergrund sieht man die gaffende Menge im Dunst der Ruhr. Am Ufer stehen zwei junge Frauen, denen das Entsetzen über die grausige Tat anzusehen ist. Auf der rechten Bildhälfte stellt Glaser in einem hölzernen Bilderrahmen die Walpurgisnacht dar: Hexen fliegen durch die Lüfte, mit Reisig-Besen in den Händen. Der Tod dirigiert eine Schar tanzender Dämonen mit einem solchen Besen, und eine Hexe reitet auf einer Kuh. Die schwarze Katze darf auch nicht fehlen. Glaser hatte vermutlich das Bild auf einem auf der Rückseite aufgeklebten Papierstreifen signiert, von dem aber nur noch kleine Reste vorhanden sind. Oben rechts auf dem Karton hat er mit dickem Bleistift unterstrichen "6" geschrieben. Seine Initialen fehlen auf diesem Bild, und unter dem Bild hat er seine Beschreibung auf einem aufgeklebten Papierstreifen handschriftlich mit Tinte vermerkt. Auf den Streifen hat er eine weitere Signatur mit Bleistift geschrieben.

Die Sage von Ermasind

Am 07.11.1225 wurde der später heiliggesprochene Erzbischof von Köln Engelbert Graf von Berg bei Gevelsberg von einer unter dem Befehl seines Vetters Friedrich Graf von Isenberg stehenden Soldaten-Gruppe ermordet. Am 14.11.1226 wurde er für diesen Mord zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Burg Isenberg wurde anschließend zerstört und das gräfliche Vermögen eingezogen. Friedrichs Witwe Gräfin Sophie floh nach Limburg. Es ranken sich etliche unterschiedliche Sagen um diese historische Begebenheit. Eine nennt die Gräfin Ermasind, die sich während der kurkölner Belagerung zusammen mit Graf Friedrich auf Burg Isenberg bei Hattingen aufhielt. Die Burg war dem Ansturm nicht gewachsen, und kurz vor dem Fall des Tores soll sie ihrem Gatten zur Flucht durch einen geheimen Gang verholfen haben. Die Hufe seines Pferdes sollen mit umgedrehten Eisen beschlagen gewesen sein. Sie selbst wollte nicht mit ihm fliehen, da sie noch ihr liebstes Hochzeitsgeschenk, ein wertvolles Spinnrad (das in einigen Versionen aus Gold, in anderen aus Silber gewesen sein soll) retten wollte. Nachdem sie es aus dem Bergfried geholt hatte, drangen die Kölner Truppen bereits in die Burg ein. Da es nun zu spät zur Flucht war, entschied sie sich, zuerst das Spinnrad in den Brunnen der Burg zu werfen und anschließend hinterher zu springen. Daraufhin stürzte die komplette Burg über dem Brunnen zusammen. In hellen Vollmondnächten sieht man angeblich Gräfin Ermasind, auf den Mauern der Ruine bei der Arbeit mit ihrem Spinnrad sitzend, und ihr trauriger Gesang schallt durch das Ruhrtal. Das Blatt gehört zu einer 11-teiligen Bilderserie mit Themen lokaler Sagen von Eduard Glaser, Essen. Er hat die junge Gräfin Ermasind in einem langen hellen Kleid in einem Arkaden-Bogen der Ruine Isenberg dargestellt, als sie mit ihrem Spinnrad arbeitet. Sie sitzt auf einem Mauerrest hinter dem Bogen, durch den das fahle Licht des Vollmondes scheint. Im Hintergrund sieht man die Silhouette der Zinnen der Ruine. Glaser hat auch bei diesem Bild ein Wappen auf einer Mauer der schon an vielen Stellen von Buschwerk überwucherten Ruine platziert. Das Wappen besitzt allerdings keinen historischen Bezug. Ob die Burg Isenberg überhaupt einen Brunnen besaß, wurde archäologisch noch nicht nachgewiesen. Glaser hatte vermutlich das Bild auf einem auf der Rückseite aufgeklebten Papierstreifen signiert, von dem aber nur noch kleine Reste vorhanden sind. Oben rechts auf dem Karton hat er mit dickem Bleistift unterstrichen "7" geschrieben. Seine Initialen hat er rechts unten auf dem Bild platziert, und unter dem Bild hat er seine Beschreibung auf einem aufgeklebten Papierstreifen handschriftlich mit Tinte vermerkt. Auf den Streifen hat er eine weitere Signatur mit Bleistift geschrieben.

Der Schützenzug nach Welheim

Welheim liegt heute als südlicher Stadtteil von Bottrop außerhalb des Essener Stadtgebiets. Dort gab es im Hochmittelalter eine Kommende des Deutschen Ritter-Ordens. Deren Kommenden bezeichneten wehrhafte Stützpunkte des Ordens, bei denen Laien (in militärischer Funktion) und klerikale Ordensbrüder gleichzeitig residierten. Die Kommende Welheim wurde dem deutschen Ritter-Orden 1230 übertragen und entwickelte sich rasch zur wohlhabendsten Herrschaft im damaligen Umfeld des Essener Stifts. Zum Schutz der Pfründe baute der Ritter-Orden den ursprünglichen Hof zu einer wehrhaften Wasserburg aus, denn die reichen Einkünfte des Ordens weckten die Begehrlichkeiten der Nachbarn. In der Tat gab es 1367 den Versuch des Bistums Münster, die Kommende Welheim dem eigenen Herrschaftsgebiet hinzuzufügen. Zu dem Zweck wurde die Burg belagert. Als schon der Sieg der Münsteraner kurz bevor stand, gelang es einem Welheimer Knappen, sich im Schutz der Nacht nach Essen durchzuschlagen und die Essener Schützengilde um Unterstützung zu bitten. Noch vor Tagesanbruch erschienen die Essener in Welheim, und noch am gleichen Tag wurden die Münsteraner vernichtend geschlagen. Daraufhin wurde zur Erinnerung an das sieghafte Gefecht ein jährlicher „Schützenzug nach Welheim“ durchgeführt, der sich jahrhundertelang erhalten hat. Erst im Jahr 1803 verbot die preußische Verwaltung den Zug, nachdem es in dem Jahr dabei „Ausschreitungen“ gegeben haben soll. Schließlich wurden die Essener Schützen zum Dank jedes Jahr mit einem üppigen kostenlosen Mahl und Bier in Welheim verköstigt Das Blatt gehört zu einer 11-teiligen Bilderserie mit Themen lokaler Sagen von Eduard Glaser, Essen. Glaser hat in der für ihn typischen Art die Darstellung von drei verschiedenen Episoden der Sage auf einem Blatt untergebracht. Auf dem rechten Teil des Bildes sehen wir die Welheimer Turmwache bei Sonnenaufgang, wie sie gespannt nach Süden schaut, weil die Essener Schützengilde dringend erwartet wird. Ein Wappen auf der Turmmauer zeigt das Gilde-Zeichen der Essener Schützen, so wie Glaser sie sich in seiner spätromantischen Vorstellung ausgedacht haben mag. Links unten hat Glaser den Zug der Essener Truppen auf einer Mauerfläche platziert, so dass die Darstellung wie ein Relief wirkt. Darüber zeigt er den Welheimer Herrensitz in herbstlicher Umgebung in seiner barocken Form, nachdem die alte Burg in der frühen Neuzeit mehrfach eingenommen und gebrandschatzt worden war. Heute existiert an der Stelle nichts mehr von der Welheimer Kommende. Der von Glaser gezeigt Bau war längst aufgegeben, und seine Ruine wurde nach dem zweiten Weltkrieg planiert. Sie machte Platz für einen Industriebau. Glaser hat das Bild auf der Rückseite des Kartons auf einer kleinen aufgeklebten Papierfläche signiert. Unten rechts auf dem Bild hat er seine Initialen neben dem oben erwähnten Wappen platziert. Oben rechts auf dem Karton hat er mit dickem Bleistift "10" geschrieben.

Die Besetzung

Am 07.11.1225 wurde der später heiliggesprochene Erzbischof von Köln Engelbert Graf von Berg bei Gevelsberg von einer unter dem Befehl seines Vetters Friedrich Graf von Isenberg stehenden Soldaten-Gruppe ermordet. Am 14.11.1226 wurde er für diesen Mord zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Burg Isenberg bei Hattingen wurde zuvor von Kurkölner Truppen erobert und anschließend zerstört. Das gräfliche Vermögen wurde eingezogen. Friedrichs Witwe Gräfin Sophie floh nach Limburg. Über sie wurden im Gebiet um die Ruhr etliche Sagen überliefert. Eine nennt sie Gräfin Ermasind. Sie soll nach dem Fall des Burg-Tores sich und ihr silbernes Spinnrad in den Brunnen der Burg gestürzt haben, worauf die Burg über dem Brunnen zusammenstürzte. Eine andere Sage berichtet davon, dass sie die Burg rechtzeitig verlassen konnte, um im Ruhrtal nach einer Büßer-Klause zu suchen. Sie fand einen geeigneten Ort im Wald bei Bredeney, wo sie eine Kapelle mit der Klause errichten ließ. Das Blatt gehört zu einer 11-teiligen Bilderserie mit Themen lokaler Sagen von Eduard Glaser, Essen. Glaser hat nur die mit Blei geschriebene Bemerkung „Die Besetzung“ zum Bild vermerkt. Da es wie alle seine Bilder zu den Sagen aus dem Großraum Essen auf ein Wellpappen-Passepartout geklebt wurde, muss es also zu dieser Serie gehören. Es zeigt eine Gruppe von drei Rittern zu Pferde, sechs Fußsoldaten, einen Herold mit Fanfare und einen Trommler auf dem Absatz vor der hochgezogenen Zugbrücke, die über den Graben zu einer Burg führt. An der Fanfare und an einer Standarte sind Flaggen mit rot-weiß-gestreiften Mustern zu erkennen. Wahrscheinlich hat sich Glaser damit auf die Kölner Flagge bezogen, so dass es sich vermutlich um eine Szene von der Belagerung der Burg Isenberg durch kurkölner Soldaten handeln dürfte. Allerdings hatte Kurköln eine Fahne mit schwarzem Kreuz auf weißem Grund, was Glaser wohl nicht gewusst hat. Oberhalb der Zugbrückenkante schaut eine gestikulierende Frau aus dem Fenster, die offensichtlich mit dem Kommandeur der Truppe debattiert: Das kann eigentlich nur Ermasind sein. Ob sie und nicht ihr Gatte Graf Friedrich die Verhandlungen mit den Kurkölnern geführt haben mag, sei dahingestellt. Glaser hat es sich nun einmal so vorgestellt. Er hat die Burg mit einem Tor-Querriegel zwischen dem links angedeuteten Bergfried und dem rechts nach nur zwei Achsen angeschnittenen Pallas dargestellt. Der Querriegel ist mit modernen Dachpfannen gedeckt. Das Blatt ist auf einem Wellpappen-Passepartout aufgeklebt, dessen Seiten über das Bild gefaltet werden. Glaser hat es mit Bleistift in der rechten unteren Ecke mit "Ed. Glaser Essen 1919" signiert.

Die Kluse im Essener Stadtwald

Am 07.11.1225 wurde der später heiliggesprochene Erzbischof von Köln Engelbert Graf von Berg bei Gevelsberg von einer unter dem Befehl seines Vetters Friedrich Graf von Isenberg stehenden Soldaten-Gruppe ermordet. Am 14.11.1226 wurde er für diesen Mord zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Burg Isenberg wurde anschließend zerstört und das gräfliche Vermögen eingezogen. Friedrichs Witwe Gräfin Sophie floh nach Limburg. Der Sage nach verfolgte sie die schreckliche Vorstellung des Mordes an Erzbischof Engelbert so sehr, dass sie beschloss, ihr restliches Leben als Büßerin für das grauenvolle Verbrechen zu verbringen. Sie wanderte die Ruhr entlang, um einen stillen Ort zu finden, an dem sie eine dem Hl. Ägidius zu widmende Klause (im dortigen Dialekt „Kluse“) errichten wollte. Sie fand ihn im Wald bei Bredeney, dem heutigen Essener Stadtwald. Dort ließ sie eine kleine Kapelle errichten mit einer angebauten Zelle, der Klause, in der sie sich einmauern ließ. Sie konnte durch ein kleines vergittertes Fenster auf den Altar schauen und so an den Gottesdiensten teilnehmen. Durch dieses Fenster konnte sie sich auch mit bescheidenen Mahlzeiten versorgen lassen. Nach ihrem Tod wurde sie in der Ägidius-Kapelle bestattet. Die heute noch vorhandene Kapelle stammt wohl aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, und es wird angenommen, dass sie in der damaligen Zeit als Isolier-Station für Infizierte bei den seinerzeitigen Epidemien wie zum Beispiel Lepra und Pest vorgesehen wurde. Die Sage hat daraus abgeleitet, dass die Kapelle ein Ort geworden sei, zu dem die Gläubigen pilgerten und um Verschonung von den Infektionen beteten. Noch heute finden am Festtag des Hl. Ägidius, dem 01. September Wallfahrten und Prozessionen zur „Kluse“ statt. Das Blatt gehört zu einer 11-teiligen Bilderserie mit Themen lokaler Sagen von Eduard Glaser, Essen. Er stellt eine Gnaden-Skulptur des Hl. Ägidius – gekennzeichnet durch eine Namens-Inschrift auf dem Sockel – in das Zentrum der Darstellung. Links erlaubt ein auf zwei Säulen mit ionischen Kapitellen ruhender romanischer Zierbogen den Einblick in die Klause auf die zum Gebet kniende Büßerin. Auf der rechten Seite sieht der Betrachter die St. Ägidius-Kapelle wie durch einen Mauerdurchbruch. Glaser hatte vermutlich das Bild auf einem auf der Rückseite aufgeklebten Papierstreifen signiert, von dem aber nur noch kleine Reste vorhanden sind. Oben rechts auf dem Karton hat er mit dickem Bleistift unterstrichen "8" geschrieben. Seine Initialen hat er links unten auf dem Bild platziert, und unter dem Bild hat er seine Beschreibung auf einem aufgeklebten Papierstreifen handschriftlich mit Tinte vermerkt: "Die Klause im Essener Stadtwald Eine Gräfin von Isenberg ließ sich hier einmauern, um als Sühne für die Mordtat ihres Verwandten, Buße zu tun für den Gerichteten." Auf den Streifen hat er eine weitere Signatur mit Bleistift geschrieben.

Der Schatzgräber

Am Rand des heutigen Essener Grugaparks, zwischen den Stadtteilen Margarethenhöhe und Rüttenscheid steht immer noch die Ruine des aus dem 12. Jahrhundert stammenden Stenshofturms. Dort soll vor langer Zeit die Sommerburg gewesen sein. Unterhalb der Burg soll es einen Weiher gegeben haben, in dem der Schatz des Grafen versenkt worden war. Ein großer Stein soll zum Schutz auf dem Schatz gelegen haben, und ein Wassermann und seine Nixen sollen ihn bewacht haben. Der Sage nach konnte man den Schatz nur heben, wenn dabei kein Wort gesprochen wurde. Ein Bauer mit 20 Knechten und 40 Pferden soll versucht haben, den schweren Stein aus dem Weiher zu bergen. Als der Stein von den Pferden schon fast ans Ufer gezogen worden war, sagte einer der Knechte: „Jetzt haben wir ihn!“ Da erschien der Wassermann mit donnerndem Lärm, und die Nixen zerrissen die Seile, so dass sich der Stein mit dröhnendem Gepolter wieder auf den Schatz legte. Die Pferde jagten erschrocken davon, und der Bauer ging betrübt nach Haus. Am „Kleinen Markt“ in der von Margarethe Krupp gestifteten Margarethen-Siedlung erinnert der 1912 errichtete Schatzgräber-Brunnen an diese Sage. In der Nähe verläuft die Sommerburgstraße, und noch im 19. Jahrhundert soll es im benachbarten Holsterhausen Schatzgräber gegeben haben. Das Blatt gehört zu einer 11-teiligen Bilderserie mit Themen lokaler Sagen von Eduard Glaser, Essen. Glaser hat in der für ihn typischen Art die Darstellung vier verschiedener Episoden der Sage auf einem Blatt untergebracht, und er hat zur Unterteilung der dafür notwendigen Flächen einen meist doppelten Rahmen aus Rebenholz vorgesehen. Im zentralen Bild ist der entscheidende Moment der Sage zu sehen: der Wasserman ist erschienen und droht mit erhobener Faust den Knechten, die die Pferde am Rand des Weihers nicht mehr bändigen können. Eine Nixe hat gerade ein Seil zerrissen, und eine weitere zieht am Stein, um ihn wieder zu versenken! Im Hintergrund ist die Silhouette der Sommerburg auf einem bewaldeten Hügel zu sehen. Darunter hat Glaser sieben schemenhaft gezeichnete Pferde im Galopp platziert. Er hat sie wie ein Relief gestaltet, das für den Betrachter vor dem Rahmen zu stehen scheint. Links unten hat er eine kleine mit eigenem polygonalen Holzrahmen ausgestattete Vignette gemalt, die den Wasserman zeigt, wie er den Schatz bewacht. Darüber gibt es dann noch die Darstellung des Bauern, der deprimiert nach Hause geht. Der meist von Glaser für die Signatur auf der Rückseite aufgeklebte Papierstreifen ist nicht mehr vorhanden. Auf der Vorderseite hat Glaser auf einem aufgeklebten Papierstreifen die Erläuterungen zu dem Bild mit Tusche geschrieben und mit Bleistift signiert. Oben rechts hat Glaser mit dickem Bleistift unterstrichen "4" auf die Wellpappe geschrieben.

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