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Mindener Museum Objekt im Fokus [7 B 4.89]
Koloniales Anschauungsmaterial, um 1920 (Mindener Museum RR-R)
Herkunft/Rechte: Mindener Museum / Therese Otto (RR-R)
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Koloniales Anschauungsmaterial, um 1920

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Beschreibung

Das Objekt im Fokus in den Monaten März und April 2021 ist Lehr- und Anschauungsmaterial des Biologie- und Erdkundeunterrichts aus der Heideschule in Minden. Es handelt sich um Kerne und Fasern aus Afrika und Südostasien. Ihre Bezeichnungen deuten auf eine koloniale Herkunft hin. Ähnliches Lernmaterial wurde während der Kolonialzeit genutzt. Das Deutsche Kaiserreich besaß seit den 1880er Jahren bis zu deren Verlust durch den Versailler Vertrag im Jahr 1919 Kolonien. Die Objekte stellen einen Bezug zur WanderausstellungGeschichte der Dinge. Zur Herkunft der Objekte in nordrhein-westfälischen Sammlungen“ her. Präsentiert werden hier auch Teile der außereuropäischen Sammlung des Mindener Museums.

Sechs der elf Glasgefäße enthalten Materialien aus Westafrika: Palmkerne, Kaurischnecken, Hirse, Kolanuss und Guano. In zwei Gläsern befinden sich Palmkerne, die Früchte der Ölpalme. Palmöl wird bis heute zur Fettherstellung genutzt. Zur kolonialen Zeit wurde der Kern auch als Tiernahrung verwendet. Die Hirse, die hier noch die koloniale Bezeichnung „Negerhirse“ trägt, ist in Benin und Westafrika als Nahrungsmittel verbreitet. Die Kaurischnecken wurden in der Südsee, Afrika und Ost- und Südasien seit dem 4. Jahrhundert als Zahlungsmittel genutzt. Mit der stetigen Verbreitung und Zucht ab dem 19. Jahrhundert verloren sie aber an Bedeutung. Guano (Vogelkot) ist ein Rohstoff aus dem Düngemittel hergestellt wird. Vier Materialien stammen aus Ostafrika: die Kokosfaser, das Kokospulver, der Manilahanf, sowie die essbaren Früchte der Baumarten Manna und Affenbrot. Der Manilahanf stammt ursprünglich aus Südostasien und wird aus den Blattfasern der Bananenblätter gefertigt. In der Kolonie Deutsch-Ostafrika wurde die Banane in Plantagenwirtschaft angebaut.

Erste Sammlungen von Naturalien entstanden im 18. Jahrhundert durch den Adel. Es war beliebt, seltene und exotische Objekte in Kabinetten auszustellen. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich das Sammeln außereuropäischer Pflanzen und Tiere. Aus pädagogischen und politischen Gründen erhielten Schulen mit dem Aufstieg der modernen Biologie in den Jahrzehnten um 1900 Anschauungs- und Unterrichtsmaterialien. Diese wurden industriell hergestellt.

Bei den vorhandenen Materialien aus der Heideschule handelt es sich um einen Ausschnitt der Rohstoffe aus den deutschen Kolonien. Im Kaiserreich (1871 – 1918) sollten diese einerseits als Absatzmarkt für deutsche Produkte dienen, andererseits Rohstoffe liefern. Beispielsweise wurde Baumwolle deshalb in Ostafrika angebaut, um die Abhängigkeit des Reiches von amerikanischer Baumwolle zu mindern.

Wann die 1894 gegründete Heideschule die Naturalien für den Unterricht erhielt und wie lange es als Anschauungsmaterial genutzt wurde, ist nicht bekannt. Das Anschauungsmaterial für die Schule entstand bei der Berliner Firma „Linnaea - Naturhistorisches Institut (Naturalien- und Lehrmittel Handlung)“. Die Firma verkaufte seit den 1880er bis in die 1920er Jahre europaweit Präparate der Zoologie und Botanik. Sie veröffentlichte auch Begleitliteratur, wie die Publikation „Deutscher Kolonialatlas – Beigabe zu den Sammlungen von Erzeugnissen deutscher Kolonieen“ im Jahr 1900. „Kolonieen“ ist die damalige Rechtschreibung des Wortes. Der Inhaber Dr. August Müller stand zudem in Kontakt mit bedeutenden Zoologen, wie Albert Günther (1830 – 1914) und Ernst Haeckel (1834 – 1919).

Möglicherweise wurde das Anschauungsmaterial im Unterricht genutzt, um die koloniale Agrarindustrie darzustellen. Auch die Beschriftung der Flaschen deuten auf die deutsche Kolonialzeit (1880 – 1919) hin. Die verwendeten Begriffe sind heute veraltet und diskriminierend. Das Konvolut kam im April 1992 als Schenkung in die Sammlung des Museums, nachdem die Heideschule 1991 aufgelöst wurde.

Material/Technik

Glas & Organisches Material / Eingefüllt & Beschriftet

Mindener Museum

Objekt aus: Mindener Museum

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