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Mindener Museum Objekt im Fokus [4 H 4.1]
Lineal, 1786 (Mindener Museum RR-R)
Herkunft/Rechte: Mindener Museum / Janna Bünck (RR-R)
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Lineal, 1786

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Beschreibung

Das Objekt im Fokus in den Monaten September und Oktober ist ein Lineal aus dem Jahr 1786. Das Lineal entspricht nicht dem metrischen System mit Milli- und Zentimetern, wie wir es heute kennen. Der hölzerne Maßstab ist in 12 Felder gegliedert, die auf den beiden Längsseiten jeweils noch einmal in Halbe und in Viertel geteilt werden.

Maßeinheiten entwickelten sich aus in der Natur vorkommenden Maßen wie dem menschlichen Körper. Als Elle wurde die Länge zwischen Ellenbogen und dem längsten Finger der Hand bezeichnet. Das Klafter war die Entfernung zwischen den zwei ausgestreckten Armen eines erwachsenen Mannes, wurde aber auch als Raum- und Flächenmaß genutzt. Eine Spanne entsprach der Breite einer gespreizten Hand. Der Fuß als Maßstab war weit verbreitet und gilt als eine der ältesten Maßeinheiten der Zivilisationsgeschichte. Bis zum Mittelalter unterteilte man den Fuß in 16 Finger, danach in 12 Daumenbreiten, dem sogenannten Zoll.

Es gab nur das Problem, dass die dem Körper angepassten Maße von Mensch zu Mensch unterschiedlich waren. Damit waren Konflikte in Alltag, Handel und Rechtswesen vorprogrammiert. Nahezu jede Stadt und jedes Territorium hatten eigene Maße. Um Sicherheit zu schaffen, ließen Stadt- und Landesherren verbindliche Muster für jede Maßeinheit anfertigen. Damit sie für jeden zugänglich und überprüfbar waren, wurden sie oft an Rathäusern oder Stadttoren angebracht. Die Vielfalt an Maßen und Gewichten dauerte in Deutschland bis zur Reichsgründung 1870/71.

In Minden wurde bis dahin der Preußische Fuß mit 31,38 cm verwendet. Dieser Länge entspricht das Lineal aus dem Mindener Museum mit seinen 28,2 cm aber nicht! Jede der 12 Untereinheiten ist 2,4 cm lang und ist durch eine durchgezogene Linie gekennzeichnet. Leider ist nichts über die Herkunft des Objekts bekannt. Es könnte von einem Schenker stammen, der nicht aus Preußen stammte. Ebenso könnte das Lineal aber einfach aufgrund seines Seltenheitswerts angekauft worden sein.

Das Lineal diente nicht nur zum Abmessen, sondern auch als Hilfsmittel zum Zeichnen einer geraden Linie. Es wurde darum aus einem sehr harten, festen Holz gefertigt. Verziert ist das Lineal mit dem Schriftzug „Anno 1786“, dem Jahr der Herstellung. Es wird durch drei Ornamente unterteilt. Die aufwendigen blüten- und sternförmigen Ornamente zeigen beim näheren Betrachten, dass sie mithilfe eines Zirkels konstruiert wurden.

Das mittlere Ornament wiederholt sich auf der Rückseite und wird dort von aus zwei Henkelvasen wachsenden Pflanzenornamenten umrahmt. Eine dieser Ranken trägt Tulpenblüten (einer im 18. Jh. sehr begehrten und kostbaren Blume). Die zweite zeigt stilisierte, nicht näher bestimmbare Blüten und Darstellungen von Vögeln. Dieses Motiv wird auch Lebensbaum genannt und findet sich zusammen mit ähnlichen geometrischen Ornamenten sehr häufig an Fachwerkfassaden des 18. Jh. im Mindener Raum.

Die Grundlage für unser heutiges, metrisches System wurde seit 1790 in der Französischen Revolution gelegt. Ziel der beteiligten Wissenschaftler war es, eine ursprüngliche Längeneinheit in der Natur zu finden, die von jeder Nation anerkannt werden würde. Aus drei Optionen wurde der Quadrant der Distanz zwischen dem Nordpol und dem Äquator gewählt. Mit Hilfe der Triangulation sollte die genaue Strecke zwischen Dünkirchen und Barcelona bestimmt werden, die dann zur Berechnung der Strecke zwischen Pol und Äquator genutzt werden sollte. Es dauerte wegen der Revolutionskriege acht Jahre bis die Messung vollendet war. In der Zwischenzeit nutzte man einen provisorischen „Meter“ als Maßstab. Im Jahr 1799 wurde der „Urmeter“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die internationale Vereinheitlichung der Längenmaße ging jedoch nur schleppend voran. Viele Staaten wie Preußen behielten zunächst ihre alten Maße bei, die dann ins neue metrische System umgerechnet werden mussten. Die erste Weltausstellung in London im Jahr 1851, internationale Kongresse und die Gründung internationaler Institutionen sorgten für einen Schub in der Öffentlichkeit und eine stärkere weltweite Verbreitung. Das Deutsche Reich führte den Meter im Jahr 1872 verbindlich ein.

Material/Technik

Holz/Geschnitzt

Maße

28,2 x 2,4 cm

Mindener Museum

Objekt aus: Mindener Museum

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