Der glockenförmige Kelch des Glaspokals datiert das Gefäß in das Jahr 1674. In feinstem Diamantriss und zartem Schnitt wurde über die Jahreszahl das lippische Wappen eingraviert. Ein umlaufendes, mit reichen Verzierungen versehens Schriftband nennt den Besitzer : Simon Heinrich Graff und Edler H[err]z[ur]L[Lippe]. Vermutlich bekam Simon Heinrich (regierender Graf zur Lippe 1666-1697) das geflügelte Glas zum 25. Geburtstag geschenkt. Hergestellt wurde das Gefäß vielleicht in den südlichen Niederlanden "à la facon de Venice".
Das Gefäß hat einen flachen Fuß mit Rankengravur. Auf dem Fuß sind an einem kurze klaren Stiel vier bunte Glasschnüre angesetzt, an denen seitlich flache Blätter ausgekniffen sind. Auffallend sind zwei beidseitig angebrachte lippische Rosen aus Metall, in der Mitte des Stiels. Sie verbergen eine Bruchstelle, die vermutlich im 18. oder frühen 19. Jahrhundert entstand und mit einem Metallstift repariert wurde.
Der Pokal stammt aus der berühmten Glassammlung des Grafen Bocholtz-Asseburg zu Hinnenburg und konnte 2000 von der Staff-Stiftung (Lemgo) im Londiner Auktionshaus Sotheby’s ersteigert werden. Der Pokal ist eine Dauerleihgabe der Staff-Stiftung an das Lippische Landesmueum.