In den Monaten November und Dezember ist das Objekt im Fokus eine Ordenskette der Karnevalsgesellschaft Minden-Porta e.V., kurz KAMIPO. Sie ist die älteste Karnevalsgesellschaft der Region. Die Kette gelangte im Jahr 1979 in das Mindener Museum. Seitdem ergänzt sie die Sammlung der Mindener Vereinsgeschichte.
Die Kette ist aus einer rot-weißen Kordel gefertigt, an der sieben verschiedene Anhänger aus den Jahren 1952 bis 1973 befestigt sind. Das Material der Anhänger und Orden ist Metall. Die individuell gestalteten Orden sind mit verschiedenfarbiger Kunstharz-Emaille verziert. Der größte Orden in der Mitte, „Prinz Helmut I.“, gehörte dem Träger der Kette. Er war von 1961-1976 Präsident der KAMIPO. Den Beinamen „Der singende Seemann“ erhielt er durch sein Akkordeonspiel. Auf diese Weise unterhielt er viele Jahre lang die Karnevalsgemeinschaft beim traditionellen Spargelessen. Er hat die Orden an der Kette individuell ausgewählt. Die Zusammenstellung ist einzigartig und in dieser Form nicht üblich. Zudem lässt die Abfolge keine Chronologie oder einen sonstigen Zusammenhang erkennen. Bei dem rot-weißen Orden handelt es sich um den Orden, den Helmut I. während seiner Amtszeit 1954/55 ausgegeben hat. Diese Session (Karnevals-Saison) war einmalig für die KAMIPO, denn es gab gleichzeitig zwei „Tollitäten“ (Prinzen).
Karnevalsorden haben eine lange Tradition. Bereits für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts finden sich Belege für ihre Verleihung. Schon zu dieser Zeit sollten sie die staatlichen und militärischen Orden ironisch kommentieren.
Noch heute werden solche Orden unter anderem an Persönlichkeiten aus der Politik verliehen. Darüber hinaus gibt es weitere Ordenstypen. So hat jede Karnevals-Saison ihren eigenen „Sessionsorden“. Außerdem gibt es diverse Ehrenabzeichen. Sie werden in den Prunksitzungen an Mitglieder ausgegeben, die sich in besonderer Weise für die Karnevalsgesellschaft einsetzen. Zu diesen Ehrenabzeichen gehören die sogenannten „Prinzenorden“, wie die gezeigten Abzeichen „Prinz Friedrich I.“ von 1953 und „Prinz Helmut I.“ von 1955. Diese werden an das amtierende Prinzenpaar verliehen und hierfür individuell angefertigt.
Gegründet wurde die KAMIPO im Jahr 1921 von Karl Knoblich, Fritz Knapp und Fritz Frerichs senior. Die Entbehrungen des 1. Weltkriegs begründeten den Wunsch nach Fröhlichkeit und Leichtigkeit. Die allgemeinen Umstände zu dieser Zeit machte es allerdings unmöglich, gleich eine erste Veranstaltung zu organisieren und abzuhalten.
Mit der Übernahme des Hotels „Kaiserhof“ durch Karl Knoblich im Jahr 1924 begann der Aufschwung des Vereins. Nicht selten waren bei Veranstaltungen bis zu 2000 Gäste zugegen. Die Instrumentalisierung des Mindener Karnevals im Nationalsozialismus ist dagegen noch nicht erforscht. Nach dem Zweiten Weltkrieg versammelten sich die 20 verbliebenen Mitglieder am 21.10.1948 im Hotel Bad Minden, um die KAMIPO neu zu gründen.
Ein weiterer Einschnitt war die Corona-Pandemie. 2019/20 fand die letzte Session vor der Pandemie statt. Erst 2021/22 durfte der Karneval wieder gefeiert werden. Zuvor hatte man sich lediglich ein Mal im Jahre 1962 aufgrund der Flutkatastrophe in Hamburg dazu entschieden, die Feierlichkeiten ausfallen zu lassen.
Seit der Session 2021/22 reiht sich ein weiterer Orden in die Geschichte der KAMIPO ein, denn der Verein feierte in dem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Heute hat der Verein 130 Mitglieder.
