museum-digitalostwestfalen-lippe
STRG + Y
de
Objekte gefunden: 12
SchlagworteStadtx
Suche verfeinernGezielte Suche Sortiert nach: ID

Nachtwächterplakette Minden

Mindener Museum Objekt im Fokus [10 A 5.7 a]
Nachtwächterplakette (Mindener Museum RR-R)
Herkunft/Rechte: Mindener Museum / Christine Oberholz (RR-R)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->
Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Das Objekt im Fokus im September und Oktober ist eine Ansteckplakette eines Mindener Nachtwächters. In der Sammlung des Mindener Museums sind weitere Plaketten unterschiedlicher Epochen vorhanden. Die hier vorgestellte Nachtwächterplakette ergänzt die Sammlung als ein wichtiges Zeugnis der Mindener Stadt- und Verwaltungsgeschichte zur Festungszeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Hergestellt ist die Nachtwächterplakette aus Gussmessing. Die Legierung aus Kupfer und Zink setzte sich ab dem 17. Jahrhundert durch. Aufgrund der eher goldrötlichen Färbung der Plakette kann vermutet werden, dass die Legierung einen hohen Kupferanteil aufweist. Je höher der Kupferanteil, umso weicher das Material. Dadurch ist es besonders für feine Gravurarbeiten, wie sie auf der Vorderseite der Plakette zu erkennen sind, geeignet. Die GravurNachtwächter zu Minden“ ist in filigraner Schreibschrift in das Material eingearbeitet. Die Buchstaben wurden kalligrafisch mit feinen Linien dreidimensional gestaltet. Ebenso weist die Darstellung der gekreuzten Petrus-Schlüssel in der Mitte der Plakette einen hohen Detailgrad auf. Auf der Rückseite der Plakette wurde eine grobe Anstecknadel mit einer Öse angelötet. Mit dieser konnte der Nachtwächter die Plakette für seinen Rundgang an seiner Kleidung anbringen. Sie war die Legitimationsmarke des Nachtwächters und befugte ihn zur Ausübung seiner Pflichten.

Sowohl das Schriftbild als auch die Art der Gravur lassen auf eine Datierung der Plakette in einen Zeitraum zwischen 1820 und 1870 schließen. Zu dieser Zeit gewannen die Nachtwächter in Minden eine besondere Relevanz. Im Zuge der Napoleonischen Kriege wurde Minden seit 1813 neu befestigt. Der Festungsbau zog teils mehrere tausend Arbeiter in die Stadt. Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Vormärz waren trotzdem schwierig. Es kam zu Hungerkrisen, Pandemien und politischen Unruhen. Deswegen fürchtete der Mindener Bürgermeister Martin Friedrich Kleine (1826–1850) um die öffentliche Sicherheit und Ordnung in der Stadt. Um diese aufrecht zu erhalten, verschärfte er die Nachtwächterordnungen und baute den Nachtwächterdienst aus.

Die Nachtwächter, meist ausgestattet mit einem Warnhorn, auch Signalhorn genannt, einem Schutzhelm und einer Laterne begannen ihren Dienst in den Wintermonaten um 10 Uhr abends. In den Sommermonaten startete ihre Schicht eine Stunde später. Eine der wichtigsten Aufgaben der Nachtwächter war der Brandschutz. In Minden gab es diverse Maßnahmen, um dieser Bedrohung vorzubeugen. Das Mindener Bürgerbataillon ließ beispielsweise die Stadtoffiziere tagsüber die Feuerstellen der Mindener*innen auf ihre Sicherheit kontrollieren. Dabei wurden sie von den Nachtwächtern begleitet. Auch nachts galt als oberstes Gebot, Brände zu verhüten oder frühzeitig zu entdecken. Entdeckten die Nachtwächter Anzeichen für ein Feuer, mussten sie die Bevölkerung mittels ihres Signalhorns warnen. Deswegen ist eine weitere Plakette aus der Sammlung im Ausstellungsbereich des Museums zum Thema Brandschutz zu sehen.

Weitere Aufgaben waren die Eindämmung von Lärm, Diebstählen oder Einbrüchen. Außerdem verkündeten Nachtwächter das Schließen oder Öffnen der Festungstore. In Minden gab es zur Zeit der Befestigung fünf Stadttore: das Hausberger Tor an der Südfront, das Königstor im Westen, das Marientor im Norden, das Tor zur Fischerstadt und das Wesertor. Alle Tore wurden um 10 Uhr abends geschlossen. Sobald die Nachtwächter das Verschließen der Tore verkündet hatten, konnte niemand die Stadt verlassen oder betreten. Ab dem 9. Mai 1851 blieben das Wesertor und das Hausberger Tor auch nachts passierbar. Alle nächtlichen Beschränkungen zur Torpassage wurden erst weitere 14 Jahre später, zum 31. Januar 1865, aufgehoben und die Nachtwächter von dieser Aufgabe entbunden.

Material/Technik

Messing & Eisen & graviert & gelötet & gegossen

Maße

H x B: 9cm x 6cm

Literatur

  • Margrit Krieg (1951): Von den Mindener Nachtwächtern im 18. Jahrhundert. Mindener Heimatblätter Nr. 23
Mindener Museum

Objekt aus: Mindener Museum

Das 1912 gegründete Mindener Museum ist in einem Gebäudeensemble von sechs Häusern im Stil der Weserrenaissance untergebracht und zählt zu den...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Eingeschränkter Zugang. Rechte bleiben vorbehalten.