museum-digitalostwestfalen-lippe
STRG + Y
de
Krankenhausmuseum Bielefeld e.V. Mundhöhle, Mundrachen und Kehlkopf

Mundhöhle, Mundrachen und Kehlkopf

Mundhöhle, Mundrachen und Kehlkopf: zu dieser Objektgruppe zählen alle Objekte im Zusammenhang mit dem Hals.

[ 34 Objekte ]

Euti mit Holzspateln

Spatel-Etui mit ca. 20 Holzspateln, weißes Kunstleder mit rot-türkisfarbenem Streifen bedruckt, Reklame "DrRentschler Doreperol-Lösung, mit Druckknopf verschließbar.

Watteträger gebogen incl. Kanülen (dampfsterilisiert)

Watteträger gebogen, Hirtenstab-förmiger Griff mit zwei Ringen, Spitze 90 Grad abgewinkelt, spitz, mit Gewinde versehen. Zusammen verpackt mit zwei großlumigen, gebogenen Kanülen in Dampfsteri-Tüte (=eingeschweißt), einseitig transparent, sterilisiert (handschriftlich eingetragen): 9.5.80. Mit Dampfsterilisator-Registrierstreifen beige, mit braun-rotem Rand, braunen Indikator-Querstreifen. Mit entsprechend präparierten Watteträgern wurde z.B. bei einer Angina Plaut-Vincenti (Form der Mandelentzündung) eine Silbernitratlösung aufgetragen (siehe PPV036). In der alten HNO-Facharztausbildung wurde zunächst die korrekte Anbringung von Watte am Watteträger gelehrt, um adstringierende, desinfizierende oder ätzende Substanzen z.B. am Kehlkopf aufzutragen (Lübbers 2016).

Mikro-Laryngoskop nach Kleinsasser

Mikro-Laryngoskop nach Kleinsasser, mit Handgriff, gerade Bauform, mit gebogener Lichtleitung, herausnehmbar und mit Rändelschraube fixiert. Prägung: Storz Germany 8575C.

Kehlkopf-Kanüle

Gebogene Kanüle (Kehlkopf-Kanüle) zur abgerundet geschliffenen Spitze sich verjüngend (2 Stck., identisch). Mithilfe einer solchen Kanüle und einer Dreiring-Spritze können Medikamente in den Kehlkopf eingebracht werden.

Dreiringspritze 2ml Record (Kehlkopfspritze)

Dreiringspritze: 2ml Glas-Metall-Spritze, mit Aufdruck auf dem Zylinder (in Schreibschrift): Medica-Record, in Druckschrift klein: auswechselbar-interchangeable. Mit zwei seitlichen Ringen sowie einem Ring am Kolben. Record-Konus mit seitlichem Gewindestab mit Rändelmutter. Mithilfe einer (gebogenen) Kehlkopfkanüle können Medikamente in den Kehlkopf eingebracht werden, weshalb diese Spritze auch Kehlkopfspritze genannt wird.

Zungendrücker nach Le Mee

Zungendrücker nach Le Mee: Mundspatel zum Absaugen, mit fünf Öffnungen an der abgerundeten, flachen Seite, Spatel quer geriffelt, mehrfach gelocht. An der Oberseite leichte Kratzspuren. Widerhaken-Griff zum Festhalten, Ansatzstück mit doppelläufigen Rohrenden.

Halspinsel

Halspinsel, 3 Stck. baugleich, mit doppelt spiraligem Handgriff - gebogen, mit weißem Garn fixierte dunkle Borsten. An einem der Pinsel ist mit transparentem Klebefilm ein weißer Aufkleber mit der handschriftlichen Aufschrift "0,70" fixiert. Die Halspinsel befinden sich in passendem, mit "Halspinsel" fett in Serifenschrift bedrucktem Umschlag (z.T. eingerissen). Kleiner grüner Aufkleber der Osning-Apotheke, handschriftlich: 2,50 links daneben handschriftlich: Stck, rechts daneben: privat. Links unten: Paulus & Thevalt, A.-G. Höhr (Nassau) (Druckerei). Ähnliche Halspinsel haben rötliche Borsten, wenn diese vom Eichhörnchen stammen. Verwendungszweck: universell einsetzbar. Mit Pinselungen wurden Medikamente in den Rachengraum eingebracht. Wenn dies relativ häufig geschah, prägte der Volksmund dafür den Ausdruck "Pinselpraxis" (Lübbers 2016, S. 14). Jod-Jodkali-Lösung wurde z.B. in den 1950er Jahren bei trockener Entzündung des Kehlkopfs empfohlen (Knick/Eigler 1952, S. 188). Der Wirkstoff Argentum nitricum (= Silbernitrat) wurde in dieser Zeit zur ein-zweimal täglichen Pinselung mit 5-10%iger Lösung bei akutem Rachenkatarrh empfohlen (Knick/Eigler 1952, S. 159). Die Pinselung bei chronischer Tonsillitis wurde bereits in den 1950er Jahren als meist unwirksam erkannt (Knick/Eigler 1952, S. 164). In den 1970er Jahren wurde von Pinselungen bei akuter Tonsillitis/Angina abgeraten (Fleischer 1980, S. 119).

Zahnarzt-Spiegel

Zahnarzt-Spiegel (n. Czermak?): kleiner Spiegel, oben gerundet, und mit abgerundeten Ecken, um ca. 90 Grad zum Griff abgewinkelt, mit einer Rändelschraube fixiert. Griff glatt, am Ende olivenförmig ausgeprägt, mit Öffnung. Spiegelhalterung (Draht) leicht verbogen, Korrosionsspuren. Spiegelrückseite: Prägung Carl Zeiss Jena DRGM.

Morphin- und Kokainbuch

Verband der Ärzte Deutschlands (Hartmannbund) (Hg.): Morphin- und Kokainbuch für Ärzte (1931). In Halbleinen gebundenes Formularwerk, nummerierte Seiten in verschiedenen Beige-Farbtönen, unbeschriftet. Mit einem einleitenden, 12 Punkte umfassendem Text "Zur Beachtung" sowie einem zweiseitigem "Auszug aus der Verordnung des Reichsministers des Inneren über das Verschreiben Betäubungsmittel enthaltender Arzneien und ihre Abgabe in den Apotheken" vom 19.12.1930. Sowohl in der HNO-Heilkunde als auch in der Augenheilkunde war Cocain zeitweise das hauptsächlich empfohlene Lokal-Anästhetikum

Broncho-Oesophagoskopie Instrumentarium

Vollständiges Instrumentarium zur Broncho-Oesophagoskopie, H. Pfau (Berlin), Inh. L Lieberknecht, Berlin, NW. 6, Louisenstr. 48. In entsprechenden Haltevorrichtungen sind braune Fläschchen mit Cocain 10% und 20%, Paraffin und Adrenalin beigefügt. Mithilfe einer 9V-Stromquelle lässt sich die eingebaute Glühlampe betreiben, deren Licht über eine Lupe mithilfe eines in der Mitte eingeschnittenen Spiegels die Nutzung als Laryngoskop (mit kurzem Rohr) ermöglicht. Ein entsprechend langes Rohr erlaubt die Nutzung als Bronchoskop, mithilfe einer winzigen Glühlampe im Inneren von dessen Spitze lässt sich der Zielbereich gut ausleuchten. Beigefügt sind entsprechende Kabel sowie eine Schachtel mit Ersatz-Glühlampen. Der größere Typ ist mit 8-10V gekennzeichnet sowie der Prägung D.R.G.M. Die beiliegende Glaskugel mit zwei gegenüberliegenden Zugängen dient mithilfe eines Gummiballons als manuell betriebene Pumpe zur Speichelabsaugung. Die im Koffer vorgefundenen Zeitungsausrisse weisen auf einen Gebrauch des Instruments im Jahre 1945 hin. Spenderin: Marlene Flöttmann (Klinikum Bielefeld) - aus dem privaten Bestand der Familie Rohlfing Eine Diakonieschwester schreibt 2021 über ihre Erfahrungen mit der Untersuchung mit Bronchoskopien, die in den 1960er Jahren im dem Städtischen Krankenhaus Bielefeld (heute Klinikum Bielefeld) im Op. durchgeführt wurden. Nach ihrer Erinnerung wurde ein längeres Rohr verwendet, das per Laryngoskop in die Trachea eingeführt wurde. Es habe lediglich eine lokale Betäubung stattgefunden. Der Patient/die Patientin musste während der Untersuchung festgehalten werden, damit er/sie nicht dem Untersucher dazwischen griff. Nach der Maßnahme kam es infolge der Fremkörpereinwirkung zu einem sehr starken Hustenreiz. Eine weitere Diakonieschwester erinnert sich 2021: Als Prof. Jagdschian 1965 Chefarzt der Chirurgie im Städt. Krankenhaus Bielefeld wurde, führte dieser (im kleineren Umfang) die Herz- und Thoraxchirurgie ein. In diesem Zusammenhang fanden auch Bronchoskopien statt. Diese wurden im Narkoseraum des Op.-Saals durchgeführt, nicht in der Endoskopie, da sie in Kurznarkose vorgenommen wurden. Es wurde ein Narkosemittel gespritzt (Evipan?) und dann wurde das Bronchoskop eingeführt. Die Untersuchung wurde dann beim Aufwachen des Patienten möglichst beendet. In dieser der Phase wurden die Patienten sehr unruhig und hatten einen enormen Hustenreiz, manchmal mussten sie auch noch abgesaugt werden. Die Zeitzeugin hat viele solcher Untersuchungen begleitet und erinnert sich nicht gern an diese Torturen. 10%iges Cocain wird seit 189 auch zur Lokalanästhesie in der Augenheilkunde verwendet (Ridder 1993, S. 9-13 und S. 83)

[Stand der Information: ]